In der Zeitbeilage "Zeit: Philosophie" aus der Zeit Nr. 25 / Juni 2013 sind eine ganze Reihe von philosophischen Artikeln erschienen. Der Titel der Zeitbeilage lautet: Was ist das gute Leben? Der Beitrag, den ich hier eben wiedergeben möchte, trägt den vielversprechenden Titel: "Ist der Kapitalismus unser Schicksal?" und stammt von Lisa Herzog...
Lisa Herzog ist Philosophin und Volkswirtin, sie lehrt in St. Gallen und habilitiert sich derzeit in Frankfurt a. M. Zuletzt erschien von ihr bei Oxford University Press "Inventing the Market. Smith, Hegel and Political Theoriy"...
Gruß Joachim Stiller Münster
Lisa Herzog ist Philosophin und Volkswirtin, sie lehrt in St. Gallen und habilitiert sich derzeit in Frankfurt a. M. Zuletzt erschien von ihr bei Oxford University Press "Inventing the Market. Smith, Hegel and Political Theoriy"...
Eigentlich könnte es so schön sein. Die Herausforderung ist groß: Die Wirtschaftssysteme kompletter Gesellschaften müssen auf einen nachhaltigen Pfad gebracht werden. Und die Aufstellung ist gut: Diese Gesellschaften verfügen über leistungsfähige Institutionen, die die Fähigkeiten zur Anpassung an eine sich wandelnde Welt sichern. Demokratie und Rechtsstaat stellen die Rahmenbedingungen bereit und sorgen dafür, dass gesellschaftlicher Wandel sich in Gesetzgebung niederschlägt. Der Kapitalismus gewährt dne Einzelnen die Freiheit, als Kunden, Arbeitnehmer oder Investoren ihre sich ändernden Wünsche in den Markt zu tragen. Das Preissystem zeigt Knappheit an und schafft Anreize, bessere Lösungen zu finden.
Kein anderes System setzt in so hohem Maße wie die Kombination aus Demokratie und Kapitalismus auf Freiheit [Integration], Inklusion und dezentrale Entscheidungen. Jeder kann sich ein Urteil bilden, jeder kann seine Ideen einbringen. Diese Ideen sind als Treibstoff des Kapitalismus viel wichtiger als Öl, Gas und Kernenergie, von denen er derzeit abhängt. Ein Umbau weg von den fossilen Energieträgern ist unvermeidlich, aber genau dafür sollte die innovative Kraft de sfreien Marktes vorteilahft sein, zumindest, wenn von der Politik dei gesetzlichen Grundlagen und von den Kunden die richtigen Signale kommen. Flexibilität und die Möglichkeit zur Veränderung sind in das System von vornherein eingebaut. Anstatt auf blutige Umstürze zu setzen, kann der Umbau an Bord des fahrenden Schiffes stattfinden.
Allerdings: Es funktioniert nicht, wie es soll. Statt Ein-Liter-Autos bringt der Kapitalismus Schiefergas-Fracking. Statt uns unsere Wochen- und Lebensarbeitszeit fei wäheln zu lassen, scheint er die Welt zu beschleunigen, dis die Einzelnen unter die Räder kommen und kaum nich Zeit ahben, sich über ihre Konsumgewohnheiten überhaupt Gedanken zu machen. Anstatt weltweit ein nachhaltiges und gerechtes Wirtschaftswachstum zu befördern, zementieren die globalen Märkte Ungleichheit udnAusbeutung. Und: Auf die natürliche Umwelt nimmt der Kapitalismus wenig Rücksicht. Es scheint, dass er läuft und läuft und läuft, bis der sprichwärtliche letzte Tropfen Öl verbraucht ist, unbeeindruckt von den Auswrikungen, die dies auf das Weltklima hat.
Wäre der Kapitalimsu ein Liebespaat, eine Therapie wäre überfällig. Möglicherweise würde ihm zum Einstieg eien Perspektivumkerhung vorgeschlagen: anstatt direkt nach Lösungen zu suchen, danach zu fragen, wie man es eigentlich geschafft hat, die Probleme so lange am Laufen zu haltne. Warum ahbne sie sich nicht längst in Luft aufgelöst, warum sind wir nicht längst bei der Nachhaltigkeit angekommen? (Herzog)
Gruß Joachim Stiller Münster