Ich lasse zunächst Abschnitt 2 aus dem Kantkapitel von Hans Joachim Stiörig folgen (Kleine Weltgeschichte der Philosophie):
Gruß Joachim Stiller Münster2. Die transzendentale Ästhetik
"Dieser Titel bedeutet also: Transzendentale Untersuchung des Vermögens der Sinneserkenntnis. Sinnlichkeit ist das in uns liegende Vermögen, von etwas, das von außen auf uns einwirkt, beeindruckt (affiziert) zu werden. Die Sinne, und nur sie allein, liefern uns Anschauungen, das heißt unmittelbare Vorstellungen einzelner Gegenstände. Auf den ersten Blick scheint eine solche Einzelvorstellung, sagen wir einer Rose, das nicht weiter analysierbare Letzte zu sein, auf das wir bei der Zergliederung unseres Erkenntnisprozesses stoßen können. Kritische Untersuchung zeigt, dasss das keinesfalls so ist, dass vielmehr an ihrem Zustandekommen schon zweierlei beteiligt ist: Wir haben verschiedene Sinne. Der Geruchssinn vermittelt in unserem Beispiel einen bestimmten Duft, Gesicht und Tastsinn eine bestimmte Form und Farbe des Gegenstandes. Die Sinne liefern uns nur Empfindungen, die als solche gewissermaßen nur den Rohstoff, die Materie, abgeben zur Vorstellung "Rose". Es ist noch etwas in uns, das die Empfindungen erst ordnet, und zwar in ganz bestimmter Weise ordnet: in eine räumliche und zeitliche Einheit. Die einzelvorstellung ist also nicht bloß Stoff, sondern bereits geformter Stoff. Dasjenige in uns, was diese Ordnung bewirkt, kann nicht selbst wieder aus der Empfindung stammen." (Hans Joachim Störig: Kleine Weltgeschichte der Philosophie, S.452-453)