Die Beiträge von Lorenz Puntel und Pirmin Stekeler-Weithofer bieten eine Interpretation des Hegelschen Systems im Blick auf zeitgenössische Fragen der Logik und Mathematik. Puntel weist darauf hin, daß analytische Interpreten in jüngster Zeit Hegel eine 'Identitätstheorie' der Wahrheit unterstellt haben, die besagt, daß Wahrheit Eigenschaft eines Urteils in uns ist und in der Identität (oder Übereinstimmung) eines Urteilsinhaltes mit einer Tatsache besteht. Hegel selber spricht jedoch von der Wahrheit als der Übereinstimmung eines Gegenstandes mit sich selbst, d. h. mit seinem Begriff. So scheint sich die Wahrheit von ihrem traditionellen 'subjektiven' Ort im Geist fortzubewegen, um einen objektiven oder 'ontologischen' Ort in der Sache selbst einzunehmen. Da Hegel im übrigen die gängigen semantischen Unterscheidungen der modernen Sprachphilosophie nicht verwendet, fällt es nicht immer leicht, genau festzustellen, was er meint, wenn er von einem [S. 8] 'Satz' im Unterschied zu einem 'Urteil' spricht. Am Ende scheint er 'Wahrheit' für den 'absoluten' oder vollständigen Begriff eines Gegenstandes zu reservieren. Dieser Begriff ist unendlich und transzendiert notwendigerweise jeglichen endlichen Gehalt; in diesem Sinne behauptet Hegel, daß nur das Absolute, das Ganze (das er manchmal auch 'Idee' oder 'Gott' nennt) wahr ist. Folglich gibt es streng genommen nur einen einzigen Begriff. Dieser Begriff ist der 'wahre' Begriff aller endlichen Dinge, und deren Wahrheit impliziert, daß sie sich als endliche Dinge aufheben. Puntel weist darauf hin, daß diese Auffassung nur schwerlich der Wirklichkeit der Natur gerecht wird, und er fügt dem detaillierte immanente Kritik von Hegels Theorie der Wahrheit hinzu. Nach Puntel blieb Hegel hinter seinen eigenen Ansprüchen zurück, da es ihm nicht vollständig gelang, alle grundlegenden Strukturen der Wirklichkeit aus dem Begriff abzuleiten. Darüber hinaus fordert seine Lehre die Kritik in einem weiter gefaßten Sinne heraus, insofern er eine genauere Untersuchung der Sprache als solcher nicht kennt. Abschließlich skizziert Puntel eine alternative Definition von Wahrheit, die er mit einigen Vorschlägen Brandoms vergleicht.
"You can fool all the people some of the time and some of the people all the time, but you cannot fool all the people all the time" (Abraham Lincoln). — "Der Mensch ist gut! Da gibt es nichts zu lachen! [...] Der Mensch ist gut. Da kann man gar nichts machen. Er hat das, wie man hört, vom lieben Gott" (Erich Kästner).