Fliege wrote:
1. Im Spannungsfeld zwischen Erkenntnis und Gegenstand von Erkenntnis lassen sich, so meine ich, (A) gegenstandsseitige Objektivität (beispielsweise: ein Sachverhalt besteht objektiv und nicht bloß als Phantasie) und (B) erkenntnisseitige Objektivität (beispielsweise: wahrheitsfähige Aussagen sind Kandidaten für objektive Erkenntnis) ausmachen.rue wrote:
Bei Kant und bei Hume gilt: Es gibt keine Objektivität, mit Kants Sprechweise bezüglich der Dinge an sich.
Demzufolge gilt bei Kant gegen Hume und das gilt nur mit Kants Sprechweise, bespielsweise gegen Humes Annahme dass es Objektivität nicht gibt: Es gibt eine nicht auf die Dinge an sich bezogene Objektivität.
2. Wird ausdrücklich die Unerkennbarkeit der Dinge an sich behauptet (als erkenntnistheoretische These), so entfällt demnach sofort B-Objektivität. Insofern auch die Existenz von Dingen an sich bestritten wird (als ontologische These), entfällt auch A-Objektivität.
3. Insofern pflichte ich dir bei, wenn du sagst: "Es gibt keine Objektivität, mit Kants Sprechweise bezüglich der Dinge an sich."
4. Die Frage, ob Intersubjektivität, wie Kant gegen Hume vorschlägt, als Ersatz an die Stelle von B-Objektivität treten kann, möchte ich verneinen (mit John Leslie Mackie, Ethik; Reclam-Ausgabe, S. 22: "doch bedeutet Intersubjektivität nicht Objektivität").
5. Insofern pflichte ich dir nicht bei, wenn du sagst: "Es gibt eine nicht auf die Dinge an sich bezogene Objektivität." (Eine solche Objektivität ist m. E. bloß Kants Wunsch, besteht aber nicht.)
1. So ein Spannungsfeld gibt es nicht, weil es den behaupteten Gegensatz nicht gibt. Im Sinne der einzigen "Objektivität" die uns Menschen möglich ist (sicheres Wissen, was potentiell allgemein zugänglich ist, also im Sinne Kants: so einen Gegensatz zu behaupten heisst: die Begriffe (und ihren Inhalt) nicht gut genug zu kennen, also: nicht konzentriert genug zu anzuschauen und sich vor stellen).
2. Das wird (von Kant) nicht so behauptet wie du das schreibst. Dass es diese Dinge an sich nicht gibt. Du benutzt die Zuschreibung "geben/existieren", also hier nicht-existieren im Sinne der Sinneserfahrung. Und so sagt das Kant nicht, dass es die Dinge nicht als Erfahrung geben würde.
Ausserdem führt er den Begriff einer reinen Vernunft, mit der ein "Ding an sich" (zwar nicht vorgestellt, aber) gedacht werden kann. Desweiteren spricht er, dass Sinnlichkeit (und damit die Erfahrung) nicht als einzige, also auschliessliche Anschauungsart angenommen werden kann/muss.
3. Dieses Insofern ist dann nicht im Sinn des Wissens, was mitHilfe der KdrV zugänglich ist.
4. Bitte präsentiere mal das entsprechende Zitat. "Intersubjektivität", also diesen Begriff schlägt Kant ja nicht vor.
5. Ich müsste den entsprechenden Post noch lesen, glaub aber zu wissen, was gemeint ist. Nämlich die Wirklichkeit von der Kant spricht - in der dann das was man gemeinhin unter "Objektivität" versteht (also wohl Messungen mit Hilfe von Geräten) schon möglich ist und die er ja eingesteht.
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