Jörn schrieb:
Wie würdest du diese Position bezeichnen? Klingt nach (naivem?) Realismus.
Da das hier ein Thread zu Quellmaterial ist, möchte ich die Aussprache eher weniger auf mich beziehen.
Eine kompakte Darstellung zum Thema hat August Messer unter dem Titel "Der kritische Realismus" (1923) vorgelegt (Büchlein mit 75 Seiten).
In Kapitel 8 fasst er sein "Ergebnis" zusammen (S. 72-73):
Mit ein paar Worten soll noch das Hauptergebnis unserer Erörterungen kurz zusammengefaßt werden. Wir fanden, daß diejenige theoretische Auffassung und Deutung unseres Erkennens, die wir als 'kritischen Realismus' bezeichnen, in Übereinstimmung steht mit dem Wesen des Erkennens wie mit dem der Realität. Daß sie ihrem Kerne nach mit der instinktiven Überzeugung des 'naiven Realismus' harmoniert, die wir alle im praktischen Leben teilen, darf sicher als eine gewichtige Empfehlung angesehen werden, wenn dies auch nicht entscheidend ist für die Frage der Gültigkeit.
Bedeutsamer ist, daß der Realismus den Voraussetzungen und Verfahrensweisen der Natur- und Geisteswissenschaften und ebenso einschließlich der Metaphysik gerecht wird, wofern er seine 'naive' Gestalt durch die 'kritische' ersetzt. Es gelingt ferner diesem kritischen Realismus, die Bedenken, die von seiten des subjektiven und objektiven Idealismus und des Phänomenalismus gegen ihn erhoben werden, zu widerlegen und seinerseits eine ausgeführte Methoden- und Kriterienlehre der genannten Wissenschaften zu liefern, während die übrigen erkenntnistheoretischen Richtungen bei ihrer Umdeutung aller Erkenntnisgegenstände in phänomenale oder ideale Objekte sich ganz auf allgemeine Behauptungen beschränken und eine auf die konkreten Forschungsweisen eingehende Wissenschaftstheorie jedenfalls bis jetzt nicht einmal ernstlich versucht haben.
So darf der kritische Realismus als die weitaus am besten gesicherte erkenntnistheoretische Richtung bezeichnet werden, zumal sie auch dem relativen Wahrheitsgehalt der anderen Richtungen gerecht zu werden vermag.
"You can fool all the people some of the time and some of the people all the time, but you cannot fool all the people all the time" (Abraham Lincoln). — "Der Mensch ist gut! Da gibt es nichts zu lachen! [...] Der Mensch ist gut. Da kann man gar nichts machen. Er hat das, wie man hört, vom lieben Gott" (Erich Kästner).